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Rückblick China Day 2022: Miteinander reden, statt übereinander

Rückblick China Day 2022 Deutsch-chinesische Wirtschaftszusammenarbeit in herausfordernden Zeiten

„Miteinander reden, statt übereinander” – Das war das Motto des China Day 2022. Und dieses Motto nahmen sich nicht nur die zahlreichen hochrangigen Sprecher, sondern auch die über 300 Teilnehmer zu Herzen. Auch der siebte China Day war geprägt von konstruktivem, offenem Dialog sowie – nach über zwei Jahren Corona-Pause – von einem deutlich spürbaren Drang nach Austausch unter den Teilnehmern und Gästen. 

 

Am Freitag, den 16. September, fand der siebte China Day in Berlin statt. Die Veranstaltung, die nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder in Präsenz abgehalten werden konnte, wurde erneut von der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) organisiert. Titel des China Day 2022 war „Chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit in herausfordernden Zeiten”. Unter den über 300 Teilnehmern waren hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft beider Länder sowie zahlreiche CHKD-Mitglieder.

 

Eröffnet wurde der China Day 2022 vom CHKD-Präsidenten ZHENG Donglin. In seiner Rede wies Zheng auf die große Bedeutung der bilateralen Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland gerade in der aktuellen Situation hin.

 

„Die Welt befindet sich derzeit in einem großen Umbruch. Chinesische Unternehmen sind in ihrem Geschäftsumfeld im Ausland mit immer unsichereren Herausforderungen konfrontiert. Als wichtige Handels- und Produktionsnationen sind China und Deutschland für ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen jeweils auf eine friedliche und stabile Welt mit Offenheit und Zusammenarbeit angewiesen.“ 

 

ZHENG Donglin, CHKD-Präsident

 

Es folgte ein Grußwort des Botschafters der VR China in Deutschland WU Ken, in dem er zunächst auf die Erfolgsgeschichte der bilateralen Wirtschaftszusammenarbeit einging und diese mit Zahlen belegte:

 

„Vor 50 Jahren lag das chinesisch-deutsche Handelsvolumen bei 220 Millionen US-Dollar. Im vergangenen Jahr betrug es 235 Milliarden US-Dollar. Das ist eine Steigerung um das 870-fache.”

 

WU Ken, Botschafter der VR China

 

Auch der Botschafter betonte die Bedeutung der bilateralen Zusammenarbeit und forderte alle Akteure zu Zusammenarbeit auf, denn dies sei im Interesse aller. Eine sich gegenseitig entfremdende und entkoppelte Welt sei nicht im Interesse Deutschlands. Und aus diesem Grund würden deutsche Unternehmer die Zusammenarbeit mit ihren chinesischen Partnern auch nicht ausschließen und ablehnen. Bezogen auf die Situation für deutsche Unternehmen in China betonte Botschafter Wu: „Wie auch immer sich die Weltlage entwickelt, die Tür der Öffnung Chinas nach Außen wird sich nicht wieder schließen.“

 

 

Auch für Dr. Andreas Nicolin vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BWMK) seien die von Botschafter Wu genannten Zahlen „beeindruckend”, denn sie machten deutlich „wie umfassend unsere Wirtschaftsbeziehungen sind und dass sie wechselseitig stark ökonomisch verflochten sind.” Für Nicolin sei klar, dass beide Seiten daraus große Vorteile ziehen und auch auf die Weltwirtschaft mit dieser engen Zusammenarbeit einen stabilisierenden Einfluss ausüben. „Für all das, was wir uns vornehmen wollen, ist immer unabdingbar, dass wir vertrauensvoll zusammenarbeiten – mit den wirtschaftlichen Beziehungen als wichtiger Basis.”, sagte der Asienbeauftrage im BMWK. 

 

Im Anschluss an die Grußworte diskutierten CHKD-Hauptgeschäftsführer DUAN Wei, der Abteilungsleiter Internationale Märkte beim BDI Friedolin Strack, und der Außenwirtschaftschef und Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim DIHK Dr. Volker Treier im Eröffnungsgespräch über das Thema „Status Quo und Perspektiven der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen“. Moderiert wurde das Gespräch von Prof. Eberhard Sandschneider

 

Gefragt nach dem Grund, warum es in dieser herausfordernden Zeit so wichtig sei, eine Veranstaltung wie den China Day zu organisieren, antwortete CHKD-Hauptgeschäftsführer Duan: „Es ist besser miteinander zu reden, statt übereinander.” Gerade in den aktuell für international ausgerichtete Unternehmen aus China und Deutschland so herausfordernden Zeiten, sei es wichtig auch über die weiter bestehenden großen wirtschaftlichen Kooperationspotenziale zu sprechen. Denn: „Aus dieser Phase kommen wir nur raus, wenn wir zusammenarbeiten – und zwar auf allen Ebenen in Wirtschaft und Politik.”, so Duan. 

 

Auch Friedolin Strack vom BDI und Volker Treier vom DIHK betonten die Bedeutung, die ein offener und persönlicher Austausch in den aktuell herausfordernden Zeiten hat. Beide stellten zudem klar, dass die deutsche Wirtschaft trotz wachsender politischer Spannungen und unterschiedlicher Herausforderungen vor Ort kein Decoupling von China wolle. Bezogen auf die Debatte um Abhängigkeiten sagte Volker Treier: „Die wirtschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und China ist eine wechselseitige, keine einseitige Abhängigkeit. Es ist diese gegenseitige Abhängigkeit, die es ermöglicht, in der heutigen globalisierten Welt mehr Wohlstand zu schaffen.“ Man müsse sich zudem Klarheit darüber schaffen, so Treier, wo gemeinsame Interessen liegen und in welchen Bereichen die Zusammenarbeit gestärkt werden sollte, wie etwa in Bezug auf Klima und Umwelt. Dem pflichtete auch Friedolin Strack bei: „Wenn wir uns davon abbringen lassen, gemeinsam über die Klimafrage zu debattieren, schwindet der Wohlstand dahin.” 

 

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung sprachen Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China und Prof. SHI Shiwei von der University of International Business and Economics in einem Dialog über die Frage „50 Jahre chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit: Eine Erfolgsgeschichte?“. Anschließend gab es zwei Panel-Diskussionen zu den Themen Innovation und Nachhaltigkeit. 

 

Im ersten Panel diskutierten CAI Zhengxin, CEO der Preh GmbH, Harry Rogasch, Leiter Public Affairs bei NIO, Laura Vantellini, Senior Vice President Sales Germany bei T-Systems International und XUE Wenxia, General Manager von China Unicom Europe über das Thema „Der entscheidende Faktor zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs: Innovation“. Moderiert wurde das Panel von Dr. MA Qian, Co-Head China Desk bei Clifford Chance.  

 

Das zweite Panel befasste sich mit dem Thema „Die gemeinsame Perspektive: Nachhaltigkeit“. Die Sprecher in dem von Frank Dorssers von TÜV Rheinland moderierten Panel waren Christian Boos, Head of Sustainability Engagement bei SAP, Birgit Fröhlig, Leiterin Nachhaltigkeit bei EEW Energy from Waste, QIAO Xianghua, CEO von Great Wall Motor Europe und ZHANG Zhong, Country Manager of Poland and Germany der Jingdong Development Deutschland GmbH. 

 

Während des China Day 2022 gab es außerdem zwei feierliche Präsentationen und Einweihungen vom Sino-German International Cooperation Base for Innovative Research of Traditional Chinese Medicine and Herbal Medicine eingeweiht und vom China Ningbo Export Commodities (Germany) Exhibition & Marketing Center. 

 

Neben den zahlreichen inhaltlichen Redebeiträgen und Diskussionen, die die Aufmerksamkeit auf die weiter bestehenden großen Kooperationspotenziale in der Wirtschaftszusammenarbeit zwischen China und Deutschland lenkten und einen Beitrag zur Stärkung des gegenseitigen Verständnisses leisteten, bleibt vom China Day 2022 vor allem eines hängen: Die menschliche Begegnung, das miteinander Reden ist durch nichts zu ersetzen.  

 

Die Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken – hier hat sich in den vergangenen über zwei Jahren spürbar Nachholbedarf angestaut – nutzten die über 300 Teilnehmer auf dem China Day und während des zweitätigen Sonder-Programms anlässlich des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland, über das wir hier berichten. 

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