CHKD

Rückblick: China Day 2021 digital

Krise als Chance? Zur Zukunft der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit

Der China Day 2021 digital fand am 15. September statt. Das Leitevent der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) wurde erneut online abgehalten und erfreute sich wie die erste digitale Ausgabe im vergangenen Jahr großer Beliebtheit. Über 1.200 Teilnehmer aus China und Deutschland waren mit dabei. Kooperationspartner des 6. China Day waren auch diesmal der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

 

Das Online-Event bot auch in diesem Jahr hochrangigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft beider Länder die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen, Trends sowie Chancen und Herausforderungen in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen auszutauschen. 

 

 

Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßte CHKD-Präsident, ZHENG Donglin die Teilnehmer und betonte die Bedeutung, die der China Day als Austausch- und Diskussionsplattform für die wirtschaftliche Zusammenarbeit Chinas und Deutschland habe. Das große Interesse am China Day sei eine Bestätigung und zeige, dass sich das Event mittlerweile etabliert hat und dass in der Zukunft noch zahlreiche und vielfältige Kooperationschancen für Unternehmen aus China und Deutschland zu erwarten sind. Denn trotz der Pandemie habe sich, so Herr Zheng weiter, die deutsche und die chinesische Wirtschaft im Jahr 2021 positiv entwickelt. Viele Zukunftsthemen wie eine klimaneutrale Wirtschaft oder Digitalisierung erfordern weiterführende und verstärkte Zusammenarbeit beider Länder. 

 

Mit Blick auf die derzeit angespannte weltpolitische Lage sagte der CHKD-Präsident:

 

»In einigen Teilen der Welt sind Tendenzen des Isolationismus, des Protektionismus und der von Unilateralität wieder auf dem Vormarsch. Wir müssen die Entschlossenheit haben, um eine nach vorne gerichtete Entwicklung fortzusetzen. Je schwieriger das Umfeld ist, desto stärker müssen wir uns nach außen öffnen. Chinesische Unternehmen sollen ihre Internationalisierung weiter vorantreiben und neue Märkte erschließen.«

ZHENG Donglin, Präsident, CHKD

 

WANG Weidong, Gesandter der Botschaft der VR China in Deutschland, betonte in seinem Impulsvortrag ebenfalls die Bedeutung der Kooperationen. Trotz der momentan schwierigen Lage hat sich das bilaterale Handelsvolumen zwischen beiden Ländern vergrößert. China ist nun schon seit fünf Jahren in Folge der größte Handelspartner Deutschlands weltweit. 

 

»Die Corona-Pandemie ist noch lange nicht vorbei und die Weltwirtschaft kämpft um ihre Wiederherstellung. Im Angesicht der Herausforderungen, müssen China und Deutschland zusammenarbeiten, um Schwierigkeiten zu überwinden. Dies erfordert, dass Politiker, Industrieverbände und Unternehmen unserer beiden Länder von der Nullsummen-Mentalität abrücken, eine pragmatische Haltung einnehmen und eine langfristige Vision übernehmen, um der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland mehr positive Energie zu verleihen und einen größeren Beitrag zur Erholung und Stabilität der Weltwirtschaft zu leisten.«

WANG Weidong, Gesandter, Botschaft der VR China in Deutschland

 

Dr. Andreas Nicolin, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sagte in seinem Impulsvortrag, dass man 2021 wieder optimistischer in die Zukunft schauen könne als noch im letzten Jahr. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Beziehungen zu China legte er dar, dass das BMWi großes Potenzial der Zusammenarbeit sehe, was vermehrt auch für Zukunftsbereiche wie die Digitalisierung der Industrie gelte. Aber auch beim Klimaschutz seien China und Deutschland wichtige Partner. Das trotz Corona gestiegene Handelsvolumen mache außerdem deutlich, dass sowohl die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen als auch das Verhältnis der EU zu China in hohem Maße von wechselseitiger Verflechtung geprägt sind. Gleichermaßen betonte Herr Nicolin jedoch mit Blick auf die Herausforderungen, vor denen deutsche Unternehmen in China stehen, dass es zu viele Beschränkungen beim Marktzugang und bei den Investitionsbedingungen in China gebe und forderte Fortschritte im Sinne von mehr Gleichbehandlung und Offenheit. Zum Ende seines Redebeitrages fasste Herr Nicolin zusammen:

 

»Deutschland und China bleiben wichtige Partner – politisch wie wirtschaftlich. Die wirtschaftlichen Verbindungen unserer beiden Länder werden stark bleiben, müssen aber auch gepflegt und zukunftsfest gemacht werden. Stabile und verlässliche Rahmenbedinungen sind hierbei das zentrale Kriterium.«

Dr. Andreas Nicolin, BMWi

 

Status Quo und Perspektiven der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen standen auch im Fokus des Eröffnungsgesprächs. Teilnehmer waren: DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer der CHKD, Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI, Dr. Volker Treier, Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim DIHK.

 

 

DUAN Wei legte den Fokus auf die Chancen, die sich in der derzeitigen Krisensituation für Unternehmen bieten:

 

»Bei allen Herausforderungen, die es derzeit für internationale Unternehmen gibt – weltweit, in China, in Deutschland. Bei allen Hindernissen, mit denen auch unsere Mitglieder konfrontiert sind: Wir sehen weiterhin große Chancen, großes Potenzial für die Wirtschaftszusammenarbeit zwischen China und Deutschland in der Zukunft.«

DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer, CHKD

 

Herr Duan führte weiter aus, dass chinesische Unternehmen das stabile Geschäftsumfeld in Deutschland weiterhin sehr schätzen und sie ihre Investitionen kontinuierlich ausweiten. Dies, so betonte Duan, führe dazu, dass Arbeitsplätze in Deutschland gesichert und geschaffen werden und Innovationen aus China nach Deutschland kommen. Herr Duan hob jedoch auch hervor, dass die immer weiter verschärfte Investitionskontrolle in Deutschland und auf EU-Ebene zu einer großen Unsicherheit für die chinesische Unternehmen führt.

 

„Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, sagte Herr Duan außerdem mit Blick auf die zunehmende Politisierung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und ging beispielhaft auf die aktuelle Diskussion um das neue Lieferkettengesetz ein: „Ich erlebe es so, dass chinesische Unternehmen in Deutschland und Europa sehr genau hinschauen bei ihren Lieferketten und sich selbst auch sehr strenge Standards setzen.“

 

Dr. Volker Treier vom DIHK betonte, dass China weiterhin ein wichtiger Markt für die deutsche Wirtschaft sei und das Jahr 2020 viel schwieriger verlaufen wäre, wenn China nicht frühzeitiger wieder die konjunkturelle Kurve nach oben bekommen hätte. Mittlerweile würden deutsche Unternehmen, dievor Ort in China sind, zu 90 Prozent für den chinesischen Markt produzieren. Außerdem seien 70 Prozent der Unternehmen positiv gestimmt, dass sich der chinesischer Markt besser entwickelt als andere Märkte. Doch trotz aller positiven Tendenzen wies auch Herr Treier auf die Hindernisse beim Marktzugang für deutsche Unternehmen hin. Wichtig seien für ihn der Dialog und Plattformen wie der China Day, wo beide Seiten ihre Themen ansprechen könnten.

 

Wolfgang Niedermark vom BDI wies darauf hin, dass China heute ein ganz anderer Akteur als noch vor einigen Jahren sei. Die aktuelle Phase beschrieb er als „eine Zeit der Neuordnung“. Herr Niedermark hoffe, dass es gelingt, diese so zu gestalten, dass der große Teil der Kooperation fortgesetzt werden kann und nannte in diesem Zusammenhang „gemeinsame riesige Aufgaben“, wie den Klimaschutz, Gesundheitsschutz oder insgesamt die Wohlstandsvermehrung durch den Handel. Das wolle man nicht aufgeben, da müsse man dran arbeiten, so Herr Niedermark. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass in aller Offenheit auch Defizite angesprochen werden müssten, wozu auch grundsätzliche Fragen, wie Menschenrechte gehören.

 

Im Anschluss an die Grußworte und das Eröffnungsgespräch diskutierten Experten in zwei Online-Panels über die Themen: „Der Weg zur CO2-neutralen Wirtschaft in China und Deutschland – Chancen und Herausforderungen“ und „Digitalisierung als Motor für die Zukunft der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit? Perspektiven und Trends“.

 

Videos:

 

Die Videos zur Veranstaltung finden Sie hier

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